GIBT ES GRÜNES ALUMINIUM? Wenn ja, was bedeutet das?

Um es gleich vorwegzunehmen - Aluminium hat eine silbrige Farbe und kann lediglich grün lackiert bzw. anodisiert werden. Ähnlich verhält es sich mit den Äußerungen zum Thema grünes Aluminium: erst bei genauerer Betrachtung wird deutlich, ob eine Behauptung lediglich eine solche ist, also grün eingefärbt, oder ob die Aussage nachvollziehbar fachlich korrekt ist. AMAG geht letzteren Weg konsequent seit vielen Jahren. Aussagen in Bezug auf Nachhaltigkeit werden erst dann öffentlich kommuniziert, wenn diese auch von dritten, anerkannten Stellen auditierbar und zertifizierbar dokumentiert werden können.

Was bedeutet „grün“, wenn man von grünem Aluminium spricht?

Das deutsche Umweltbundesamt bezeichnet „Green Economy“ als ein „Konzept, das dem Leitbild einer umweltverträglichen Wirtschaft folgt. Sie fördert umweltverträgliches Wachstum, indem die ökologischen Grenzen anerkannt und ökonomische Knappheiten und Kosten antizipiert werden“. Darin ist ein „Produkt grün, wenn es sich deutlich von funktional gleichen Produkten hinsichtlich seiner Umweltqualität abhebt“. [1]

 

Taxonomie: Ein Katalog an nachhaltigen Aktivitäten

Die EU-Taxonomie ist ein Klassifikationsschema zur Definition nachhaltiger Geschäftsaktivitäten. Durch sie will die EU einen Katalog an Aktivitäten aufzeigen, die als nachhaltig gelten. Die 6 Umweltziele für nachhaltiges Wirtschaften:

Eine daraus abgeleitete industrielle Produktion muss daher allen folgenden vier Kriterien genügen:

  • leistet einen Beitrag für mindestens eines der Umweltziele
  • schadet keinem der Umweltziele signifikant
  • erfüllt ein Minimum an Sicherheitsstandards
  • erfüllt die technischen Auswahlkriterien

Damit hat die EU sowohl die Erfordernisse als auch die Auslegung für nachhaltiges Wirtschaften und daraus abgeleitet „Grünes Aluminium“ genau definiert.

Umsetzung der Handlungsfelder für grünes Aluminium

Um der EU-Taxonomie für grüne Produkte zu entsprechen, muss Aluminium sowohl von der Inputseite als auch der Prozessseite ganzheitlich betrachtet werden.

Die Input-Seite

Der Aluminiummarkt wächst jährlich mit etwa 3-4%, und trotzdem ist er noch nicht gesättigt. Aufgrund der langen Lebensdauer von Aluminiumprodukten gibt es vergleichsweise wenig Rücklauf von Aluminiumschrott. Mehr als zwei Drittel des Bedarfs werden nach wie vor durch Primärmetall gedeckt, da nur etwa ein Drittel durch Recycling abgedeckt werden kann. Effizientes Recycling ist daher entscheidend, aber aufgrund der Vielfalt von Legierungen in Aluminiumprodukten ist es technisch schwierig, hochwertige Legierungen ausschließlich aus gemischtem Schrott herzustellen. Dies führt dazu, dass entweder Legierungen mit weniger strengen Anforderungen hergestellt werden (Downgrading) oder dass die Reinheit durch Zugabe von Primäraluminium oder einer sorgfältig zusammengestellten Schrottmischung erreicht wird. Die Zusammenarbeit mit Kunden ist entscheidend, um Recyclinganteile zu erhöhen und größere Materialmengen herzustellen. Ohne Änderung der Legierungstoleranzen bestehender Legierungen wird das einsetzbare Schrottmenge im Durchschnitt nicht einmal ein Drittel des Bedarfs erreichen.

Die Prozessseite

Die Produktionsanlagen der AMAG sind darauf ausgerichtet, den aktuellen Stand der Technik zu erfüllen oder zu übertreffen, alle gesetzlichen Vorgaben einzuhalten und Umweltauswirkungen zu minimieren. Dies wird durch eine effiziente Nutzung von Materialien, Betriebs- und Hilfsstoffen, Wasser und Energie sowie kontinuierliche Prozessoptimierung erreicht. Die Umweltauswirkungen, einschließlich Luft, Boden und Wasser, werden streng überwacht, mit einem Fokus auf die Messung von Emissionen wie Staub und organischen Kohlenstoffverbindungen. Die Ergebnisse werden in jährlichen Berichten dokumentiert und den Behörden gemeldet. Die Wiederverwendung von Kühlwasser und internen Materialien sowie die nachhaltige Bewirtschaftung des eigenen Waldes und die Züchtung von varroaresistenten Bienen zeigen das Engagement von AMAG für Umweltschutz und Biodiversität.

Noch grüneres Aluminium?

Sowohl auf Gesetzgeberseite als auch auf Kundenseite besteht der Wunsch, Aluminium noch grüner, also mit noch weniger Auswirkungen auf die Umwelt herzustellen. AMAG kommt diesem Wunsch gerne nach, allerdings ist es wichtig, diesen Weg gemeinsam zu gehen. Im November 2023 startete AMAG den ersten Großversuch zum Schmelzen von Aluminium im industriellen Maßstab mittels reinen Wasserstoffes. Gemeinsam mit Kunden sollten langfristige Closed-Loop-Beziehungen etabliert werden, um Schrotte ohne Qualitätsverlust wieder zu Produkten zu verarbeiten und althergebrachte Legierungstoleranzgrenzen sollten überdacht werden, um erhöhten Einsatz von Mischschrotten zu erlauben.

Die führende Kompetenz der AMAG in Sachen Aluminium-Recycling wird für die Produktion von grünem Aluminium noch mehr an Bedeutung gewinnen. Um nennenswerte Mengen dauerhaft darstellen zu können, bedarf es einer engen Zusammenarbeit mit den Kunden. Die Herstellung von Sekundäraluminium bedarf nur 5 bis 10 % der Energiemenge im Vergleich zur Primäraluherstellung und stellt somit den wesentlichsten Beitrag auf dem Weg zum klimaneutralen Produkt und klimaneutralen Industriestandort dar. Zur vollen Ausschöpfung dieses Potentials bedarf es aber auch entsprechender Legierungs-Neuentwicklungen mit breiteren Toleranzgrenzen für Legierungselemente zur Erhöhung der Schrotteinsatzquote, oder völliger neuer Legierungskonzepte, wie bei den AMAG CrossAlloys®.

Kundennutzen

Grünes Aluminium ist kein Marketing-Schlagwort, sondern seit der EU-Taxonomie Verordnung ein konkret definiertes Produkt. Die Reduktion von Treibhausgasen, vor allem CO2, steht zwar im Vordergrund, aber ist nur ein Teil der von der EU definierten ganzheitlichen Nachhaltigkeitsziele. Dieses ganzheitliche Denken ist seit langem Teil der AMAG-DNA und fließt stets in die Produktentwicklungen mit ein. AMAG beschreitet diesen Weg seit Jahren konsequent, erfolgreich, unabhängig zertifiziert und prämiert.

 

Für alle, die es genauer wissen wollen:

Weitere Informationen

 

Quellenverzeichnis

[1] Umweltbundesamt Deutschland „Grüne Produkte in Deutschland, Status Quo und Trends“, April 2013, Fachgebiet III 1.1, Übergreifende Aspekte des produktbezogenen Umweltschutzes, nachhaltige Konsumstrukturen, Innovationsprogramm, Dr. Michael Bilharz, Dessau-Roßlau, Deutschland, https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/376/publikationen/gruene_produkte_in_deutschland_status_quo_und_trends_neulayout.pdf

[2] European Commission, EU Taxonomy Navigator, ec.europa.eu/sustainable-finance-taxonomy/ and “A User Guide to Navigate the EU Taxonomy for Sustainable Activities”, Juni 2023, ISBN-13 978-92-76-40678-5, ec.europa.eu/sustainable-finance-taxonomy/assets/documents/Taxonomy%20User%20Guide.pdf

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