„WER A SAGT,…“ - EIN KOMMENTAR VON COO DR. HELMUT KAUFMANN

AMAG COO Dr. Helmut Kaufmann spricht in diesem Blog über die Folgen des Ausstiegs aus den Verbrennungsmotoren im PKW-Bereich im Hinblick auf Aluminium-Recycling in Europa.

Ich habe schon mehrfach auf das nahende Problem mit dem Wegfall der größten „Al-Schrottsenke“ hingewiesen, wenn klassische Motorblöcke, Getriebegehäuse und Kolben nicht mehr, oder nur mehr in geringem Ausmaß benötigt werden. Was ist damit gemeint? Diese wesentlichen Komponenten eines Antriebsstranges von Verbrennungskraftfahrzeugen werden heute weltweit aus hochlegierten Aluminiumwerkstoffen hergestellt, die sich aufgrund ihres hohen Kupfer-, Zink- und Eisengehaltes bestens für das Recycling von Mischschrotten eignen. Wenn diese Anwendungen in großem Stil wegfallen, dann wird das Recycling von Mischschrotten zum Problem.

 

Als ersten, vergleichsweise einfachen Schritt müssen wir recyclingfreundliche Legierungen für neue Anwendungen entwickeln, die höhere Grenzwerte für Kupfer, Zink, Eisen und andere Elemente tolerieren. Das wird schon helfen, mehr Schrott einsetzen zu können, aber es wird die genannte Schrott-Senke der Druckgusslegierungen nicht kompensieren können. Da braucht es schon wirklich neue Ansätze.

Was könnten so wirklich neue Ansätze sein? Vielleicht das, was wir Cross-over-Legierungen nennen. Da darf kreativ gedacht werden. Ich fürchte allerdings, dass sich davor ein anderes Szenario durchsetzen wird. Man hört ja heute schon, dass in puncto Verbot von klassischen Verbrennungsmotoren Europa vorprescht, die OEMs aber für andere Märkte weiterhin Verbrennungsmotoren außerhalb Europas produzieren werden. Also ist zu erwarten, dass die wertvollen Schrotte aus Europa in andere Regionen der Welt exportiert werden. Dem Weltklima wird es nicht helfen, aber wir werden ein Stärkefeld Europas verlieren.

"Meine Sorge kommt daher, dass bestehende Systeme abgeschafft werden, ohne zeitgerecht bessere, umweltfreundliche und global funktionierende neue Systeme etabliert zu haben. Was helfen uns Elektrofahrzeuge beim Klimaschutz, wenn der Strom nicht aus erneuerbaren Quellen kommt? Was hilft uns in der Industrie die Umstellung auf Wasserstofftechnologie oder Elektrifizierung, wenn wir nicht ausreichend grünen Wasserstoff und nicht ausreichend grünen Strom zur Verfügung haben?"
AMAG COO Helmut Kaufmann

Um das Klima halbwegs zu retten, müssten wir extrem rasch handeln; für den Aufbau von Energiealternativen rennt uns nach die Zeit davon. Man hätte wohl einen sehr praktikablen Zwischenschritt am alternativlosen Weg zu klimaneutraler Mobilität einfügen können, nämlich eine Begrenzung von Motorleistung und Fahrzeuggewicht sowie Fahrzeuggröße. Würde man eine PS- und Gewichtsobergrenze weltweit einführen und damit die Effizienzsteigerung statt in Mehrleistung in Verbrauchsminimierung stecken, könnte kurzfristig mit bestehender Infrastruktur viel erreicht werden, während wir möglichst rasch die erforderliche Infrastruktur für Elektromobilität oder Wasserstoffantrieb in Europa aufbauen. Ich möchte nicht erleben, dass wir zum gegebenen Zeitpunkt keine ausreichende Versorgung mit grünem Strom haben und daher Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren aus außereuropäischer Fertigung für unsere Mobilität kaufen müssen.

 

Für alle die es genauer wissen wollen:

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