Eigentlich ist ihr Arbeitsumfeld ein Klassenzimmer im Gymnasium in Braunau. Doch in diesem Schuljahr hat Melanie Dattendorfer, 32, Tafel und Kreide gegen Schreibtisch und Computer in der AMAG Austria Metall AG getauscht. Die engagierte Lehrerin für Englisch, Psychologie, Philosophie und Ethik hat sich für einen Seitenwechsel entschieden und ist nun Teil eines einzigartigen Projekts, das Pädagogik und Wirtschaft zusammenbringt. 

Der Beginn in der AMAG war für die Innviertlerin eine große Umstellung im Vergleich zum gewohnten Schulalltag. „Nicht nur das Arbeitsgebiet, also völlig neue Tätigkeitsbereiche, in die es sich einzuarbeiten galt, sondern auch der neue Arbeitsplatz am Computer waren zu Beginn gewöhnungsbedürftig. Natürlich war auch die Größe des Unternehmens eine Herausforderung. „Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit konnte ich mich aber in den neu getakteten Arbeitsalltag sehr gut einfinden“, erzählt sie.

Ihre erste Station im Unternehmen war die Personalabteilung. Inspiriert vom AMAG-Onboarding-Prozess, der strukturierten und effektiven Einführung von neuen Mitarbeitern in das Unternehmen, entwarf sie ein vergleichbares Konzept für das schulische Umfeld. Ziel ist, damit den Start in den Schulalltag zu erleichtern und eine erfolgreiche Integration sowohl der Erstklässler als auch der neuen Lehrkräfte zu ermöglichen.

Über das Instrument der „Job-Rotation“ konnte die AHS-Lehrerin noch zwei weitere Abteilungen kennenlernen, nämlich die Bereiche Nachhaltigkeit und Konzernkommunikation. Auch in diesen Teams konnte sie wertvolle Einblicke gewinnen aber auch selbst durch eine frische Perspektive neue Impulse setzen.

„Die AMAG unterstützt 2023/2024 das Projekt „Seitenwechsel“ bereits zum dritten Mal. Dieses Projekt ermöglicht es uns, externe Bildungsansichten in interne Prozesse zu integrieren und im Austausch mit einer Lehrperson die gegenseitigen Erwartungen von Schulen, Auszubildenden und Unternehmen zu reflektieren. Dadurch stärkt die AMAG die Verbindung zu den Bildungseinrichtungen und Universitäten“, so Paul Benischek, Personalleiter der AMAG.

Unterricht aus der Praxis

In ihren Unterrichtsfächern ist Melanie Dattendorfer den Interessensschwerpunkten der Schülerinnen und Schüler sehr nah. Durch ihre Arbeit als Schüler- und Bildungsberaterin ist sie auch mit den Herausforderungen der Jugendlichen vertraut. Genau diese Nähe zum Leben außerhalb der Schulmauern hat sie dazu bewogen, den Schritt in die Wirtschaft zu wagen. „Ich wollte diese Perspektive selbst kennenlernen und nicht nur in grauer Theorie darüber berichten“, so Dattendorfer, „die gewonnenen Erkenntnisse des Seitenwechsels sind persönlichkeitsbildend und haben mich in meiner Entwicklung geprägt.“

Sie ist überzeugt, dass das Projekt „Seitenwechsel“ inklusive des Onboarding-Konzeptes, das sie in der AMAG entwickelt hat und in Zukunft im Gymnasium Braunau umsetzen wird, positiven Einfluss auf ihren Unterricht haben wird. „Unterrichten hat mir immer schon Spaß gemacht. Es ist eine Freude, das Heranwachsen und die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler Schritt für Schritt mitzuerleben. Für mich persönlich ist es wichtig, mich ständig weiterzubilden und Neues auszuprobieren“, sagt Dattendorfer.

Wichtiger Austausch

Sebastian Plank, Direktor des Gymnasiums Braunau, unterstreicht die Vorteile dieses außergewöhnlichen Projekts: „Ich war und bin der Überzeugung, dass es für Lehrerinnen und Lehrer eine wichtige und bereichernde Erfahrung darstellt, auf diese Art und Weise über den Tellerrand zu blicken.” Melanie Dattendorfers „Seitenwechsel“ ist ein Beispiel dafür, wie Lehrkräfte und Unternehmen voneinander lernen und profitieren können. Es ist ein Abenteuer, das in Österreich in dieser Intensität einzigartig ist und das zeigt, wie wichtig der Austausch zwischen Bildung und Wirtschaft ist. Melanie Dattendorfer freut sich darauf, ihre neuen Erfahrungen und Erkenntnisse in den Unterricht einzubringen und so die Ausbildung ihrer Schülerinnen und Schüler noch praxisnaher und interessanter gestalten zu können.